Angst sein Zuhause zu verlassen

 

Spezielle Panikstörung, wenn das Haus verlassen wird

Die Phobie, sein Zuhause zu verlassen, ist eine sehr spezielle Phobie. Seit 30 Jahren bin ich Heilpraktiker und habe selbstverständlich auch immer schon Ängste therapiert. Vor ca. 20 Jahren litt ich nach einem Burn-out eine Zeit lang selbst an Panikstörungen. Diese Erfahrung am eigenen Leib erlebt zu haben, versetzt mich in die Lage, mich noch besser in meine Patienten einzufühlen und Ihnen bei der Therapie helfen zu können. Denn es war auch für mich eine ganz neue Erfahrung und es gibt fast keine Literatur zu diesem Thema. Immer, wenn ich ein paar Kilometer von zuhause weggefahren war, wurde die schreckliche Panik stärker. Ich konnte mir das überhaupt nicht erklären. Nach etwa 6 Kilometer Autofahrt war ich völlig verschwitzt und stand schlimme Phobien aus, fühlte mich verwirrt und fertig mit den Nerven. Ich musste im Auto umdrehen und wieder zurück nachhause fahren. Dort war alles plötzlich wieder ganz normal. Ich verstand die Welt nicht mehr.

 

Eigene Forschung und persönliche Feststellungen

Mit der Zeit habe ich das Ganze dann selbst erforscht und interessante Feststellungen gemacht. Sicherlich spielten meine persönlichen Gedanken dabei eine Rolle, ebenso meine Energie und meine Stimmung. Fest steht jedoch, dass ich damals ziemlich überlastet war und vieles im Kopf hatte, das dort herumschwirrte. Ein großes Problem ist, dass man die Sache nicht mehr so richtig aus dem Kopf bekommt. Jedes Mal, wenn man von zuhause losfährt, befürchtet man ganz automatisch, es könne noch einmal geschehen. Die Panik vor der Angst ist fast noch schlimmer als die Panik selbst. Aber mir wurde klar, dass die Seele eigentlich keine Ängste hat, in die Welt hinauszugehen. Das Problem liegt auch nicht versteckt im Inneren, sondern es sind einfach zu viele Dateien geöffnet und deshalb hat der Mensch keine Energie mehr, aus seinem Nest hinauszukommen. Es ist eigentlich auch gar keine Energie mehr vorhanden, um sein kleines Leben in den eigenen vier Wänden zu bewältigen. Am besten ist vielleicht zu vergleichen mit einem Patienten nach einem Autounfall, der nun mit Krücken gerade so halbwegs zu Hause und in seinem näheren Umfeld laufen kann. Weiter kommt er aber (noch) nicht. Das ist vielleicht eine helfende Symbolik, die zeigt, was bei diesem beschriebenen Zustand gerade in der Seele abläuft.

 

Wie sich diese Panikstörung anfühlt

Ich habe eine Phase mit sehr vielen Panikstörungen und Depressionen durchlebt und weiß deshalb genau, wie sich so etwas anfühlt. Ein Außenstehender denkt sich: „Mein Gott stell dich doch nicht so an. Es ist doch gar keine Gefahr zu sehen.“ Und doch sieht man nur Gefahren, aber man kann sie nicht mal definieren. Diese Angst, wenn man zu weit draußen vom Gewohnte ist. Ist ja schon die Gefahr überhaupt. Wie wenn man zu weit rausgeschwommen ist und man den Weg zurück berechnen muss, ob der auch reicht.

In dieser Zeit ist mir zum Beispiel aufgefallen, wann genau das schreckliche Gefühl anfing. Es traut nämlich auf, sobald ich etwa 5-7 Kilometer von zuhause weg war. Je weiter ich mich darüber hinaus entfernte, desto schlimmer wurde es. Gleichzeitig fühlte ich mich verlassen und verloren, orientierungs- und hilflos. Es war sehr seltsam, denn rein vernunftmäßig wusste ich nicht, was denn passieren sollte, wenn ich mich noch weiter von zuhause entfernte. Und doch passierte etwas in meiner Seele, denn diese reagierte.

 

Erfahrungen mit Patienten zu diesem Thema

In der Zwischenzeit habe ich nun schon einige Patienten behandelt, die ganz ähnliche Probleme hatten. Meistens waren es Menschen, die sehr heimatverbunden sind und die sich generell zuhause wohler fühlen als irgendwo unterwegs oder auswärts. Oft hatten diese Menschen genauso wie ich damals viele unerledigte Themen im Kopf. Es ist so, wie wenn an einem Computer zu viele Dateien gleichzeitig geöffnet sind. Es ist nicht möglich, sie zu schließen, weil sie noch bearbeitet werden müssen. Und genau das wirkt sich negativ auf die Seele auf und führt zu dieser Unordnung. Denn die Energie eines Menschen ist für so viele Dinge gleichzeitig nicht ausreichend, so dass Überlastung entsteht. Die Energie ist sehr wichtig in Bezug auf Panikzustände. Denn je weniger Energie ich habe, desto schneller bin ich überfordert, was eigentlich auch ganz logisch ist. Die entstehenden Phobien zeigen einfach auf, dass Energie fehlt und man sich nicht mehr gewachsen fühlt, das Leben mit allen seinen Aufgaben zu bewältigen. Die überforderte Seele will also einfach nur noch nachhause, wo sie sich sicher und geborgen fühlt. Dabei ist es der Seele ganz egal, ob nun wirklich unterwegs etwas Schlimmes passieren könnte. Sie möchte nur, dass das schlechte Gefühl verschwindet und sie wieder Ruhe findet. Deshalb vergleiche ich diese Erkrankung gerne mit der Sorge, aus der eigenen Sicherheitszone hinauszutreten.

 

Meine Therapiemöglichkeiten

Die Frage ist nun, wie man mit dieser Problematik umgeht und was den betroffenen Patienten hilft. Denn ihr Leben ist eingeschränkt, was sich wieder ändern soll. Wichtig ist erst einmal, sich im Klaren darüber zu sein, dass nichts Schlimmes passieren kann. Es werden zwar Ängste und auch Schmerzen ausgestanden, einige Personen haben sogar das Gefühl, gleich verrückt zu werden oder umzukippen und bewusstlos zu werden. Deshalb sind spezielle Techniken, diesen Zustand zu bewältigen, wichtig zu erlernen. Dabei möchte ich meinen Patienten gerne helfen. Der erste Schritt ist, sein Gehirn wieder herunterzufahren wie einen Hubschrauber. Der Kopf muss wieder zur Ruhe kommen, dann beruhigt sich auch das Angstgefühl. Beim Autofahren ist es beispielsweise möglich, seine Lieblingsmusik zu hören, um sich wieder besser zu konzentrieren. Auch ein Partner an seiner Seite, mit dem man reden kann, hilft manchmal. Überhaupt lenken Gespräche gut ab. Musik hören, aus sich heraus zu kommen, die Welt wahrnehmen. Das erfordert natürlich sehr viel Konzentration und Energie, die man zu dem Zeitpunkt kaum hat. Aber es lohnt sich das zu trainieren. Ein Königsweg ist es aber auch die innere Einstellung zu finden, das man das nicht haben möchte und nicht braucht. Man muss sich im Klaren sein, das man ängste selbst produziert und man kann sie auch selbst wieder lösen.

 

 

Wieder Energie finden

Außerdem spielt die Energie eine sehr große Rolle. Wer gut geschlafen hat, kann einen neuen Tag gleich viel besser bewältigen und sich auch besser von zuhause entfernen. Nach einem stressigen Tag ist es wiederum viel schwieriger, noch Energie zu finden. Leicht kann ein Teufelskreislauf entstehen, denn Angst nimmt die Energie und ohne Energie kann man wiederum die Angst nicht bekämpfen. Viel Schlaf ist generell wichtig, um mehr Energie zu haben. Selbstsuggestion ist eine weitere Empfehlung, um wieder zur eigenen Mitte zu finden. Ein kleiner Trick ist beispielsweise, sich beim Einatmen zu sagen: „Ich bin ruhig.“ Und natürlich sollten die realen Probleme Schritt für Schritt bearbeitet werden, damit kein Stau auftritt und die Seele wieder den Platz einnehmen kann, den sie braucht. Denn je weniger Last man mit sich herumträgt, desto leichter bewegt man sich durchs Leben.

 

Dimitrios Gorlas

 

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