Ich habe lange darüber nachgedacht, woher seelische Schmerzen kommen, wenn sonst nichts zu finden ist. Denn eigentlich sollte es ja so sein, dass sie direkt aus unseren Gedanken resultieren. Aber ich habe das Gefühl, dass die Seele erst einmal aufgeladen werden muss.

Das bedeutet, es ist wie das Aufladen einer inneren Batterie, eine Art zählbare Energie.

Die Seele reagiert dann auf diese Energie, so wie sie aufgeladen wurde. Zum Beispiel, wenn wir wochenlang über ein Thema grübeln oder uns darüber stressen, lädt sich die Seele mit einer „Problem-Energie“ auf. Diese Energieladung wird dann auf irgendeine Weise entladen, denn der Stress muss ja irgendwohin. Das ist, wie seelische Schmerzen entstehen.

Es könnte auch sein, dass wir durch die Kraft unserer Gedanken oder die Stressenergie die Strukturen in uns verändern. Zum Beispiel, wenn wir Angst haben, schütten wir Adrenalin aus, was im Laufe der Zeit auch unsere inneren Strukturen verändert.

Das Aufladen unserer Seele ist also ein Prozess, den wir selbst beeinflussen. Jede Sekunde und Minute ist wichtig für unser eigenes Wohlbefinden, denn wir gestalten unsere eigene Gesundheit für die Zukunft, als ob es heute dafür zuständig wäre.

Was bedeutet das nun? Wir sollten eine Denkweise oder Einstellung annehmen, die uns hilft, die Dinge gelassener zu sehen.

Wir könnten auch entscheiden, ob es sich lohnt, sich darüber aufzuregen, ob es überhaupt wichtig ist. Oder ist es eine banale Angelegenheit?

Das erfordert natürlich Training, das ist mir klar. Aber oft trainieren wir unseren Geist fast nie, während wir ständig unseren Körper trainieren. Natürlich sehen wir unseren Körper eher als unseren Geist.

Auf jeden Fall lohnt es sich, an unserer Einstellung zu arbeiten. Wir sollten uns immer fragen, ob es wert ist, uns aufzuregen, und wenn ja, wie lange.

In den meisten Fällen haben wir selbst nichts davon, wenn wir uns aufregen, denn die andere Person wird sich sowieso nicht ändern. Aber wir leiden viel mehr. Der Stress betrifft nicht die andere Person, sondern unser eigenes Nervensystem. Schon Buddha hat gesagt, Groll gegenüber jemand anderem zu hegen, ist wie glühende Kohlen in der Hand zu halten und versuchen, sie auf jemand anderen zu werfen. Wir verletzen uns selbst, solange wir an diesem Groll festhalten.

Es wäre viel effizienter, die Sorge oder die Kränkung kurz zu äußern und dann zu verzeihen. Denn so verzeihen wir unseren eigenen Nerven. Unsere eigenen Nerven sind viel wichtiger für uns.

Die Seele kann gereinigt werden, indem wir vieles verzeihen und loslassen. Alles, was wir uns merken, auch Verletzungen und Frustrationen, schadet uns letztendlich hier selbst.

Unsere Seele ist unser Fühlen. Eine gesunde Seele hat die Fähigkeit, alles aufzunehmen. Das erkennen wir oft nach einer erholsamen, harmonischen Nacht. An solchen Tagen fühlt es sich so an, als ob alles viel intensiver wahrgenommen wird. Wir spüren förmlich die Schönheit des Lebens um uns herum.

Im Gegensatz dazu, nach einer durchwachten oder mit Gedanken durchtränkten Nacht, erscheint am nächsten Tag alles grau. Die positive Wahrnehmung fehlt.

Unsere Seele, unser Gefühl, hängt davon ab, ob unser Kopf frei ist. Unser Kopf belastet oder befreit die Seele.

Wie schützen wir unsere Seele?

Informationen haben einen starken Einfluss auf unser Inneres. Starke Informationen mit kränkenden oder lebensfeindlichen Inhalten nimmt die Seele auf und speichert sie ab. Im ungünstigsten Fall kommt dies dann hoch, wenn es dort nichts zu suchen hat.

Die Seele sollte genauso gepflegt werden wie der tägliche Körperpflege. Eine innere Entrümpelung sollte genauso stattfinden wie das Aufräumen der eigenen Wohnung.

Die Seele lässt sich auf viele Arten reinigen. An er ster Stelle steht die Kunst. Das bedeutet Freizeitgestaltung mit emotionalen Inhalten, Theateraufführungen, Besuche von Kunstausstellungen. Musik spielt eine wichtige Rolle. Musik berührt die Seele und kann sie heilen und reinigen.

Philosophie spricht die Seele gut an. Mein Vater und ich veranstalten jeden Sonntag unser eigenes Symposium. Wir treffen uns so wie die alten Griechen und nehmen immer ein philosophisches Thema auf.

Es gibt tatsächlich Freunde, die uns guttun. Oft sind es die stillen Freunde, die wir vielleicht oft übersehen, weil sie sich nicht aufdrängen. Zeit mit ihnen zu verbringen, ist heilsam.

Ein Besuch in einem Thermalbad kann bei der Reinigung der Seele helfen. Die Wärme und die Ruhe dort können die Seele beruhigen.

Bei tiefen Verletzungen speichert die Seele Ereignisse von vor langer Zeit ab. Wie können wir dies löschen oder loslassen, damit es uns nicht mehr belastet? Es erfordert eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die wir treffen müssen, dass die Zeit gekommen ist. Wir sollten nicht mehr darüber grübeln. Und jedes Mal, wenn es wieder hochkommt, sollten wir uns daran erinnern, dass wir es verziehen haben oder es ruhen lassen. Dies kann auch durch eine symbolische Handlung geschehen, indem wir es aufschreiben und verbrennen. Und wir sollten uns immer daran erinnern, dass es verbrannt wurde.

DG