HYGIA – DIE GESUNDHEIT

WIR UND UNSER BEDEUTSAMSTES GUT

 

Das größte Sorgenkind der Menscheit ist Hygia, will heißen: die Gesundheit. Sie ist nach den Vorstellungen der Menschen der vorchristlichen griechischen Antike die Tochter des Asklepios (Gott der Heilkunst), der wiederum der Sohn des Aolon (Gott des Lichtes der Musik und Heilkunst) ist.

Hygia ist die Göttin der Gesundheit und der Sauberkeit. Daher kommt unser heutiges Wort Hygiene. Zudem gilt sie als Schutzpatronin der Apotheker. Hygia atte sechs Schwestern, eine davon war Panakeia, die Göttin der Medizin. Ihr Name wird gleich am Anfang des Eides des Hippokrates (des Vaters der Medizin) angerufen: „Ich schwöre bei Apollon dem Arzt, bei Asklepios, Hygia und Panakeia…“

Aus der Sicht der griechischen Philosophie ist das erste Gesunde das Ganze, die Welt. Zur Gesundheit gehören das Gesund- und Kranksein der Einzelwesen. Zum Leben des Einzelnen in der Welt gehören der Tod und das Kranksein. Das Kranksein ist der Gegensatz zum Gesundsein. Hieraus ergibt sich das kosmologische Model aller bekannten Heilkunden.

So wurde von den Griechen die Gesundheit des Kosmos als harmonische Mischung der Elemente und die des Mikrokosmos als vernünftige Harmonie und Mischung der Gegensätze als Gleichgewicht (Isonomie) angesehen.

Gesundheit gibt es nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele und somit auch für das Verhältnis beider zueinander. Alle Beziehungen müssen sich der einen Harmonie fügen, die das Weltall durchwirkt. Hier liegen die Wurzeln der ganzen Makrobiotik (gesundes, langes Leben) und der Heilkunde und damit auch sowohl der Anfang der rein physiologisch und makrokosmisch orientierten Arzneiwissenschaft als auch aller natürlichen Heilverfahren. Und ebenso auch der so genannten “Pytagoreischen Musiktherapie”.
Von hier aus entstand auch die Vorstellung, dass die Heilkunst das Weiseste schlechthin sei und damit der Arzt Philosoph und den Göttern gleich sei.

Auf diese Abhängigkeit und Abbildlichkeit der menschlichen Gesundheit baut der Platonismus auf, wenn er diese im Licht ihrer Teilhabe an der Idee (als Geist an sich) untersucht.

Die Sorge über die Gesundheit ist kosmologisch begründet,
legt sich aber vor allem auf die Seele, die sich zum Körper verhält wie der Körper zu seinem Schatten. Eine dieser reziproken Relationen (umgekehrtes Verhältnis) von Seele und Leib sind Gesundheit und Tugend. Ist die Gesundheit eine somatische Tugend, so hat die Tugend etwas mit der Gesundheit der Seele zu tun.

Wie aber alles Gesunde aus Ordnung und Fügung entspringt, so sind Ordnung und Kosmos der Seele das Gesetz. Dieses Gesetz zu erkennen ist nach diesen antiken Vorstellungen für die Seele heilsam wie Arznei.

Wann ist aber ein Mensch gesund?
Das ist eine schwierige Frage in der heutigen Zeit.

Hier die fünf Säulen der Gesundheit:

1. Geistiges Gleichgewicht:

„In einem Gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist“, so haben die alten Griechen bereits gesagt (Nus Hygeis en somati hygii). Es ist tatsächlich so.
Es ist hier die Fähigkeit zur Freude in einem langen und interessanten Leben. Es bedeutet frei sein von Angst und Sorgen. Und es bedeuet auch – gute Manieren zu haben und zu pflegen, kurz: der Umgang mit den Mitmenschen.
Man sollte niemals versuchen der Erste zu sein, nur aus Angst der Letzte zu werden.
Ein gutes Gedächtnis ist ebenso ein Zeichen von guter Gesundheit. Und: ein gesunder Mensch verbreitet durch heitere Stimmung und Freundlichkeit gute Laune.
Der griechische Schriftsteller Nikos Kazanzakis aus Kreta hat gesagt: „Ich erhoffe nichts – ich fürchte nichts – ich bin frei“
(den elpizo tipota, den fovame tipota, ime elefteros).
Das ist eine ganz eigene und vielleicht auch kluge Einstellung zur Gesundheit.

2. Seelisches Gleichgewicht:
Eine harmonische Verbindung zwischen Seele und Körper ist die Voraussetzung für gute Gesundheit. Hier spielt das seelische Wohlbefinden eine große Rolle. Psychische Belastungen können das körpereigene Immunsystem stören.
Viele unlösbare Konflikte sind Ursachen für körperliche Beschwerden.
Man bezeichnet diese auch gerne als „psychosomatische Erkrankungen“ (aus der Seele zum Körper).
Ein positives Verhältnis zum eigenen Körper, etwa auch bewusstes Essen sind gute Voraussetzungen für gesunde Ernährung. Und das Lachen ist bekanntlich die beste Medizin.
Manchmal genügt ein kleines Lächeln, eine einzige Geste.

3. Soziales Gleichgewicht:
Es ist wichtig das soziale Netz zu pflegen.
Ein einziges gutes Gespräch mit einem guten Freund ist manchmal ergiebiger und nützlicher als drei Wochen Urlaub in der Karibik.
Sokrates, der griechische Philosoph, sagte: „Ein guter und treuer Freund ist das Kostbarste von allen Errungenschaften.“
Freundschaft ist Freiheit!
Freiheit ist Gesundheit!
Auch im täglichen Leben ist es wichtig gute Beziehungen ständig zu pflegen. Streit mit dem Nachbarn zum Beispiel kann nicht gesund sein!

Motive der Freundschaft sind das Gute, das Nützliche und das Angenehme.
Gute Freundschaft führt zur Eudämonie (Glückseligkeit).
Über die Freundschaft öffnet sich das Tor zur Seele, dies ist natürlich und notwendig.

 

“Ein einziges gutes Gespräch mit einem guten Freund ist manchmal ergiebiger und nützlicher als drei Wochen Urlaub in der Karibik.”

 

4. Körperliches Gleichgewicht:
Eine wichtige Rolle der körperlichen Gesundheit ist das Lymphatische System (die Müllabfuhr des Organismus), der Abtransport der Gifte: was kommt rein und was kommt wieder raus? Es geht um den so genannten Stoffwechsel. Wenn dieser gut funktioniert, ist der Mensch gesund.

Eine gesunder Mensch braucht nicht viel Schlaf, vier bis sechs Stunden genügen. Müdigkeit kann also ein Zeichen von Krankheit sein, ein gesunder Mensch ist selten müde.
Ebenso ist guter Appetit ein Zeichen von guter Gesundheit.
Und ebenso der sexuelle Appetit.

5. Finanzielles Gleichgewicht:

Eine der wichtige Säule der Gesundheit in der heutigen Zeit ist die finanzielle Situation der Menschen. Schulden bei der Bank machen krank. Wer kennt das nicht? – es entstehen Magenschmerzen, Schlafstörungen usw.
Dies sind die Folgen, wenn man z.Bsp. seine Schulden nicht bezahlen kann, seine Arbeitsstelle verloren hat oder ähnliche Ereignisse zu bewältigen hat.
Ich verbinde daher das Wort Schulden mit schuldig sein.
Das heisst, jemand der nicht zahlen kann, ist schuldig und wird verurteilt. Ich selbst kann es nicht nachvollziehen, aber die Grammatik will es so haben. Ja, wenn es ums Geld geht, dann scheint der Mensch an zweiter Stelle zu stehen.

In unserer griechischen Begrüßung steht immer die Gesundheit an erster Stelle: „Ich wünsche Dir alles Gute und viel Gesundheit“, so heißt es immer.
Das Griechische Wort hierfür, das soviel wie „Hallo“ bedeutet, wird von der (Hygeia) Gesundheit abgeleitet. Aus der gleichen Quelle kommt auch das weit verbreitete Wort „Jamas“: „Zum Wohl auf Deine Gesundheit.“

In diesem Sinne auf Ihre Gesundheit! Jamas!

Konstantin Gorlas
Philosoph
und Heilpraktiker

 

Bild: Statue of Hygieia. Roman copy (circa 130–161) after a Greek original of circa 360 B.C.; Los Angeles County Museum of Art.